Informations-, Kommunikations-, Organisations- und Motivationskonzept für die thermische Gebäudesanierung in Österreich – IKOM (2010) | UMA | Umwelt Management Austria
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Die thermische Sanierungsrate in Österreich ist gering. Sie liegt derzeit (2010) gerade einmal bei 1 % und somit deutlich unter dem angestrebten Ziel der Bundesregierung von 3 % bzw. langfristig 5 %. Trotz zahlreicher positiver Effekte der thermischen Gebäudesanierung, wie Reduktion des Energiebedarfs, Steigerung der Wohnqualität, Schaffung neuer Arbeitsplätze etc. scheint es schwierig, mehr Bewohner zu einer Sanierung ihrer Immobilie zu bewegen.

Neben rechtlichen Hemmnissen hindern eine zu lange Amortisationszeit, schlechte Informationsqualität und organisatorische Hürden im Prozessablauf eine Steigerung der Sanierungsrate.

Auf dem Weg zum sanierten Haus begegnen dem Hausbesitzer einige Hindernisse. Fehlende Kenntnis möglicher Förderungen, des effektiven Prozessablaufes, sowie des erforderlichen Fachwissens führen zu Verunsicherung. Ohne entsprechendes Wissen ist es für den potentiellen Sanierer schwierig, das Ausmaß und die Dauer der Sanierung richtig einzuschätzen. Meist ohne Fachwissen über die einzelnen Gewerke, muss der Bauherr in die Rolle des Koordinators der Fachfirmen schlüpfen, in Ermangelung der Koordination derselben untereinander. Verzögerungen im Bauablauf und Überforderung der Entscheidungsträger sind die Folge.

Da die einzelnen an der thermischen Sanierung beteiligten Akteure nicht das Gesamtziel, also das sanierte Haus, sondern ihre eigenen Belange im Auge haben, ist deren Wissen über die Erfordernisse und Tätigkeiten der anderen an dem Prozess Beteiligten mangelhaft. Unterschiedlicher Wissenstand und zum Teil vorhandene Skepsis der Akteure gegenüber der thermischen Sanierung verwirren und schrecken durch widersprüchliche Aussagen ab. Durch die mangelnde bzw. unkoordinierte Kommunikation, zum Teil durch historisch gewachsene Strukturen bedingt, ist auch die Koordination der Professionisten untereinander unzureichend.

Schwer verständliches Informationsmaterial verhindert, den sanierungswilligen Hausbesitzer ausreichend zu informieren. Eine weitere Hürde liegt, besonders für ältere und einkommensschwächere Bewohner, in dem auf Darlehensbasis aufgebauten Fördersystem der Bundesländer.

Um einen Ausweg aus den derzeit vorherrschenden Bedingungen im Prozess der thermischen Gebäudesanierung zu schaffen, muss das Zusammenspiel der Akteure verbessert werden. Der Zusammenschluss der Beteiligten in Netzwerken ist der Kooperation bzw. Koordination, sowie dem gezielten Austausch von Know How dienlich. Gleichzeitig könnten dem Hausbesitzer One-stop-shop-Lösungen („Alles aus einer Hand“) angeboten werden. Auch außerhalb von Netzwerken scheinen Schulungs- und Aufklärungsmaßnahmen zweckmäßig, um breit gestreuten, gleichen Wissenstand aller Beteiligten zu gewährleisten und die Vermittlung des Nutzens der thermischen Sanierung zu sichern.

Informationen sollen auf die jeweilige Zielgruppe ausgerichtet werden und möglichst einfach und verständlich das gewünschte Wissen vermitteln. Eine weitgehende Vereinheitlichung des vorhandenen Informationsmaterials schafft Klarheit für den Rezipienten.

Die Begleitung des Sanierers in einem klar festgelegten, effektiven Ablaufprozess durch einen Coach könnte ihn weitgehend entlasten. Der Coach, der über das nötige Fachwissen und ausreichend Kenntnis über den Prozess verfügt, bietet Hilfe und Unterstützung bei Koordination und in fachlichen Belangen.

Mittelfristig sollte auch das Fördersystem der Länder überdacht und vereinheitlicht werden. Flexiblere und an die Situationen der Hausbesitzer optimal angepasste Förderungen könnten auch einkommensschwächere bzw. ältere Hausbesitzer bei der thermischen Sanierung ihres Gebäudes bestmöglich unterstützen.

Genauso wichtig, wie die Hindernisse im Ablaufprozess aus dem Weg zu räumen, ist es, potentielle Sanierer auf die thermische Sanierung und die Vorteile daraus aufmerksam zu machen. Zielgruppengerichtete Werbekampangen, spezielle Events, wie z. B. ein „Tag der offenen Sanierungstür“, Initiativen in den Gemeinden ect., bei denen der Nutzen der thermischen Gebäudesanierung klar herausgestrichen wird, können dazu einen wesentlichen Betrag leisten.

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